Bereits in unmittelbarer Umgebung von Nauders am Reschenpass, rund um unser Hotel Schwarzer Adler, finden Sie viele tolle Wanderrouten, vom gemütlichen Spaziergang durch ein lichtes Wäldchen bis zur knackigen Gipfelbezwingung. Doch die Lage im Dreiländereck Österreich-Italien-Schweiz bietet noch viel mehr, grenzüberschreitendes Wandervergnügen, weshalb wir Ihnen zwischendurch gern einige Wanderungen vorstellen, die Sie nach Südtirol oder ins Unterengadin führen. Heute haben wir uns, volle Vorfreude auf den Wandersommer, für eine Route entschieden, die so atemberaubend, fordernd und historisch wertvoll ist wie nur wenige andere: Die Durchquerung der Uinaschlucht.
Schmugglereien und andere Nebenberufe
Historisch wertvoll deshalb, da der Weg durch die Uinaschlucht in die Schweiz früher ein beliebter Pfad war, um die Grenzen zu überschreiten – nicht als Tourist im Dreiländereck, sondern als Schmuggler mit den Taschen voller Ware. Bevor wir Ihnen die Route vorstellen, ein kurzer Exkurs in die Geschichte:
1985 öffnete das Schengen-Abkommen die innereuropäischen Grenzen, Grenzkontrollen wurden unnötig und die freie Bewegung im Dreiländereck möglich. Das war bei weitem nicht immer so. Besonders in der Zwischen- und Nachkriegszeit wurden die Grenzen im Dreiländereck akribisch bewacht und kontrolliert. Und zwar wegen der Schmuggler. Die Kriegszeiten und ihre Folgen sorgten für bittere Armut und Not bei unseren Vinschger Nachbarn, weshalb einige mutige junge Männer Anfang der 1960er den Entschluss trafen, ihre Familien mit einem „Nebenerwerb“ zu ernähren. Tabak, Kaffee, Zucker, aber auch Vieh, Maschinen oder sogar Waffen wurden bei Nacht und Nebel „im- und exportiert“. Da dies natürlich sehr illegal und den Grenzbeamten ein Dorn im Auge war, benutzten die Schmuggler vergessene, den Beamten unbekannte Steige und querten auf Umwegen Pässe und Gipfel, um unbemerkt über die Grenze zu kommen.
Der Schmugglerweg schlechthin
Schmuggler gibt es heute keine mehr. Die Routen, die sie damals nutzten, allerdings schon. In Nauders und Umgebung, im Obervinschgau und im Engadin bestehen nach wie vor Schmugglerrouten jeder Länge und Waghalsigkeit, die teils als Kulturschätze geschützt und erhalten werden. Wir möchten Ihnen nun die wohl bekannteste vorstellen: Die Val d’Uina-Schlucht.
Sommer-Wandertipp: Durch die Val d’Uina-Schlucht
Start- und Endpunkt: Schlinig
Zeit: ca. 7:30 h (dank der fabelhaften Aussicht gern länger)
Schwierigkeit: mittelschwer; technisch einfach aber erfordert gute Kondition!
Länge: 25km
Höhenmeter: bergauf 832hm, bergab 1237hm
Wissenswertes: Der 900m lange Steig wurde 1908 als Versorgungsmöglichkeit für die umliegenden Almen freigesprengt. Der Weg ist steinig, eng und windig und lässt die Strapazen der Schmuggler erahnen, auch wenn er heutzutage gut gesichert ist. Es gibt mehrere Varianten; entweder bis zum ersten Hof im Uinatal oder bis Sur En (d.h. 600hm und 6,5km mehr), sowie entweder mit Rückkehr über die Schlucht als „Rundwanderung“ oder Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die hier vorgestellte verzichtet auf den Abstieg nach Sur En, enthält aber den Rückweg durch die Schlucht. Der atemberaubende Ausblick gefällt auch beim zweiten Mal!
Route:
Anfahrt mit Auto oder Öffis bis zur Kirche von Schlinig. Über die Schliniger Alm auf Wanderweg Nr. 8A und 8 bis zur Sesvennahütte auf 2.256m. Von dieser Weg Nr. 18 zum Schlinigpass (2309m) und der Schweizer Grenze (2295m) folgen. Hier lässt es sich gut rasten und staunen, denn der Schlinigpass ist eines der größten Hochgebirgsmoore Südtirols. Weiter bis zur Schlucht, dem Highlight der Route. Sie ist eng, steile Felswände fallen bedrohlich in die Tiefe, während Sie auf dem 1,5m breiten, direkt aus dem Felsen gesprengten Pfad hindurchwandern. Dieser ist mit Geländer und Drahtseilen gesichert, also weitestgehend ungefährlich. Kinder und Unsichere sollten trotzdem geführt werden. Am Ende öffnet sich das atemberaubende Uinatal, ein Nebental des Unterengadins und begeistert mit postkartenreifem Panorama. Auf einem gemütlichen Waldpfad weiter zum ersten Hof, Uina Dadaint. Hier nutzen Sie die Einkehrmöglichkeit, bevor der Rückweg auf dem Hinweg bis zur Sesvennahütte erfolgt. Dann Weg Nr. 1 weiter zur Schlinigalm und nach Schlinig, und schließlich zurück in unser Wanderhotel Schwarzer Adler in Nauders!
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