Nauders und Umgebung punkten bei passionierten Wanderern mit einer Vielzahl von Bergwanderungen aller Längen und Schwierigkeitsgrade. Doch auch Kulturinteressierte finden in der reichen Geschichte der Region, von frühzeitlichen Überbleibseln über mittelalterliche Funde bis hin zu Spuren der beiden Weltkriege, eine faszinierende Fülle an Informationen, die es zu erforschen gilt. Wie kein zweiter vereint unser Wandertipp diese beiden Welten zu einer einzigen Erfahrung, die Sie gemacht haben sollten: Der Kaiserschützenweg!
Historiker und solche die es werden wollen begeistern die, von informativen Schautafeln erklärten Stellungen und Kavernen aus dem Ersten Weltkrieg hoch über Nauders, während der fantastische Ausblick auf das Dreiländereck bis ins Engadin und zum Ortlermassiv begeisterten Bergfexen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Historische Grenzbefestigung
Die Stellungen am Kaiserschützenweg wurden im 1. Weltkrieg als Schutz vor einem italienischen Durchbruch an der Ortlerfront errichtet – der aber niemals eintrat, weshalb die Überreste der Gräben heute noch so gut erhalten sind und von Ihnen erforscht werden können. Die österreichisch-ungarische Monarchie fürchtete um die Sicherheit Tirols und den Reschenpass als einen der wichtigsten Wege zur Alpenquerung und scheute keine Mühen oder Kosten, um Lauf- und Schützengräben anzulegen, Drahtverhaue aufzustellen und Kavernen in den Fels zu schlagen. Letztere dienten als Unterkünfte für die Kaiserschützen, die damals zur Grenzverteidigung eingesetzten Soldaten.
Da sie, im Gegensatz zu vielen anderen Soldatenstellungen im Alpenraum, nie unter wirklichem Beschuss standen, sind sie heute noch sehr gut erhalten und begehbar. Beim Durchschreiten der oftmals engen Durchgänge wird der historisch interessierte Wanderer zurück in die Zeit versetzt und fühlt die Wichtigkeit unserer Region in früheren politischen und militärischen Konflikten.
Landschaftlich ist die mittelschwere Wanderung hoch über Nauders äußerst reizvoll. Genießen Sie einmalige Ausblicke auf die Schlucht von Finstermünz und Altfinstermünz und schauen Sie hinauf zum imposanten „Hohen Turm“.
Dem Himmel so nah
Doch auch abgesehen von seiner historischen Wichtigkeit ist der Kaiserschützenweg eines der Highlights auf jeder Nauderer Wanderkarte. Der Blick ins Tal entzückt, wohin das Auge sich auch wendet. Das Tiroler Oberinntal, das Engadin und von Nauders über den Reschenpass bis hin zur Ortlergruppe erscheint die sonst so emsige Welt klein und unscheinbar. Saftig-grüne Wiesen und Wälder wechseln sich mit in der Sonne glitzernden Gewässern und mächtigen Berggipfeln ab und lassen den Wanderer mit Ehrfurcht vor der Schönheit des Dreiländerecks wieder vom Berg hinabsteigen.
Für die Begehung des Kaiserschützenwegs gibt es zwei Varianten; wir stellen Ihnen die längere vor, die einen Abstecher zur Festung Nauders beinhaltet. Diese ist ebenfalls ein Bauwerk von historischer Wichtigkeit (1834 – 1840 unter Kaiser Franz I. und Ferdinand I. erbaut) und sollte auf so einer Reise in die Vergangenheit nicht fehlen.
Wandertipp: Rundwanderung Kaiserschützenweg, Variante Festung
Fakten:
Start- und Endpunkt: Nauders (Einstieg Kaiserschützenweg bei der Festung)
Zeit: ca. 5 h (dank der informativen Schautafeln, die man alle lesen sollte, gern länger)<
Schwierigkeit: mittelschwer; fordernde, aber gut gesicherte alpine Wanderung
Länge: 9,3 km ohne Aufstieg zur Festung
Höhenmeter: 593 m
Mitzubringen: Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und alpine Erfahrung, geeignetes Schuhwerk und Ausrüstung, keine Kleinkinder oder bergunerfahrene Kinder allgemein
Route:
Von Nauders aus führt der Wanderweg Nr. 13 zur Festung Nauders auf 1186m. Bereits auf dem Weg dorthin erwarten Geschichtsfans einige vom Zahn der Zeit angefressenen Panzer. Bei der Festung selbst wartet schließlich, neben den ersten der insgesamt 30 Schautafeln, der Einstieg zum eigentlichen Kaiserschützenweg.
An der Nordseite der Festung vorbei geht es 500 Höhenmeter weit den Berg hinauf, über Leitern und später einen schmalen, aber gut gesicherten Steig. Der doch recht anstrengende Aufstieg wird bald belohnt, den nun geht es rund 2,5 km lang durch den Wald zu den begehbaren Felskavernen. Immer wieder lichtet sich der dichte Baumbewuchs und gibt Einblicke ins Tal frei, die das Herz höherschlagen lassen. In Richtung Sellesköpfen (1646m) schließlich warten die begehbaren Kavernen, teils mit der originalen, von den Soldaten mühsam auf weit weniger befestigtem Weg hinaufgeschleppten „Einrichtung“. Eine Vielzahl von Schautafeln führt in Leben und Wirken eines Kaiserschützen Anfang des 20. Jahrhunderts ein, bevor es weiter bis zum höchsten Punkt der Route geht.
Hier zweigen immer wieder Nebenpfade zu Aussichtsplätzen ab, die den Blick auf das Dreiländereck, den mächtigen Inn, den Reschenpass und weitere atemberaubende Panoramen bieten. Der Weg führt weiter zur Zettler Alm und über den Weg Nr. 2 in Richtung Schöpfwarte und zurück zur Norbertshöhe. Fantastische Aussicht nach Finstermünz, Altfinstermünz, zum Hohen Turm, Bergkastel und ins Engadin erfreuen den Geist, während sich der strapazierte Körper hingegen über eine Einkehr im Gasthof auf der Norbertshöhe freuen darf.
Frisch gestärkt wird der Rückweg angetreten, und zwar auf dem Weg Nr. 1 zurück zur Festung. Die dortige Kaiserschützen-Gedächtnisstätte markiert den Endpunkt des eigentlichen Kaiserschützenwegs und lässt Sie, während Sie auf dem Weg Nr. 13 zurück nach Nauders spazieren, langsam aus der historischen Zeitreise zurück in die Gegenwart kommen. Eine Erfahrung, die man gemacht haben sollte!
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